Motorräder mit Kardanantrieb
Warum ich diese Seite erstellt habe:
Ich persönlich finde Kardanantrieb bei Motorrädern
eine sehr gute Sache und kann gar nicht verstehen, warum andere Leute unbedingt
Kettenantrieb haben wollen. Für mich steht deswegen bei der Entscheidung
für oder gegen ein Motorrad eines bestimmten Typs die Antriebsart mit
an oberster Stelle. Nun ist bei Neu-Motorrädern gar nicht zu schwer herauszufinden,
ob sie denn über einen Kardanantrieb verfügen oder nicht - zum einen
reicht oftmals nur ein Bild von der richtigen, manchmal sogar von der falschen
Seite und man erkennt es, zum anderen existieren in der heutigen Zeit im Internet
von neuen Maschinen immer Datenblätter oder einfach Seiten mit einigen
technischen Daten. Wie sieht die Sache allerdings bei gebrauchten bzw. nicht
mehr sich in der Produktpalette befindlichen Motorrädern aus? Da entartet
die Suche in minutenlangen oder gar stundenlangen Recherchen im Internet,
in Anzeigen, alten Motorradzeitschriften oder wenn man ganz viel Pech hat
und einem sogar der Besitzer auf die Frage auch keine Antwort geben kann (manche
Menschen wissen das tatsächlich nicht vom eigenen Motorrad) sogar in
einer Besichtigung einer gebrauchten Maschine, die dann natürlich möglicherweise
auch verschwendete Zeit oder sogar Geld bedeutet. Auf meiner Seite hier erkläre
ich euch die Kardan-Antriebstechnik, erkläre dabei und nocheinmal gesondert
die Vor- und Nachteile und gebe euch zuguterletzt wegen der oben erwähnten
Probleme eine Auflistung von Motorrad-Herstellern und -Modellen, die Kardan
als Antriebstechnik nutzen.
Kardanantriebstechnik erklärt
Anstelle von Kette und Zahnriemen treibt beim Kardan- oder Wellenantrieb die
sogenannte Kardanwelle das Hinterrad an. Abhängig von der Einbaulage des Motors
und der Bauart der Hinterradaufhängung setzt sie sich zusammen aus einem, beziehungsweise
zwei Kreuz- oder Gleichlaufgelenken der Welle zur Kraftübertragung und, je nach
Motorlage, einem oder zwei Kegelradgetrieben.
Bei
längsliegenden Kurbelwellen kann das Drehmoment
von der Getriebeausgangswelle unmittelbar in den Sekundärantrieb eingeleitet
werden (wie auch in Animation 1). 
Bei
Motoren mit querliegender Kurbelwelle muß dagegen
die Kraftübertragung am Getriebeausgang um 90 Grad umgelenkt werden (Abb.2).
Motorräder mit Hinterradschwinge kommen in der Regel mit einem Kreuzgelenk (Abb.3)
aus, um die Hubbewegungen des Hinterrads auszugleichen. Es sitzt genau im Drehpunkt
der Schwinge, und da sich das Hinterrad auf einem Radius bewegt, ist auch kein
Längenausgleich erforderlich. Ein Kardanantrieb mit Momentenabstützung, wie
ihn zum Beispiel BMW bei allen Boxer-Modellen ab 1987 und bei allen K-Modellen
ab
1988 verbaute, benötigt dagegen zwei Gelenke, da das Kegelradgetriebe zur Momentenabstützung
gelenkig mit der Schwinge verbunden ist (Abb. 4). Außerdem wird mit dieser Konstruktion
ein Längenausgleich in Form eines Schiebestücks erforderlich (Abb. 5 in der
Welle). Das BMW-System namens Paralever eliminiert
dabei
weitgehend die vom Kardanantrieb induzierten Kräfte, die beim Beschleunigen
sonst zu einer Verhärtung der Federung (Lastwechselreaktionen) führen würden.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Momentabstützung zwischen Hinterachsgetriebe
und Rahmen. Dazu ist das Kegelradgehäuse des Hinterachsgetriebes mit der einarmigen
Schwinge gelenkig verbunden. Im Drehpunkt dieses Gelenks überträgt ein zusätzliches
Kreuzgelenk des Kardans die Kraft ans hintere Kegelradgetriebe, dessen Gehäuse
sich über eine Schubstrebe am Rahmen abstützt. 
Neben
den gebräuchlichen Kreuzgelenken werden teilweise auch homokinetische Gelenke
(Abb. 6) eingesetzt. Ihre in Laufbahnen eingebetteten Kugeln übertragen selbst
bei großen Beugewinkeln zwischen An- und Abtrieb die Drehbewegung im Gegensatz
zu Kreuzgelenken gleichförmig, und werden deshalb auch als Gleichlaufgelenke
bezeichnet. Auch bei den Kegelradgetrieben herrscht konstruktive Vielfalt: Die
einfache Geradverzahnung (Abb. 7) an den ersten Kardanmodellen wurde auf Grund
der hohen Geräuschentwicklung bald von der Schrägverzahnung (Abb. 8) abgelöst.
Heute weisen moderne Achsgetriebe Bogen- oder Spiralverzahnungen auf, deren
kontinuierlicher, überlappender Zahneingriff hohe Kräfte bei großer Laufruhe
übertragen kann.
Animation 1
Vorteile und Nachteile eines Kardanantriebs
Ein Kardanantrieb ist im Gegensatz zur Kette sauber, es werden bei einem Kardanantrieb
in einwandfreiem Zustand keine Fett- und Öl-Absonderungen auf die Felge
oder in die Natur geschleudert. Im Gegensatz zu Kettenantrieb ist der Kardanantrieb
nicht nur sehr leise sondern fast lautlos, das liegt daran, daß alle mechanischen
Teile erstens in Schmiermittel laufen und zweitens durch das Gehäuse gekapselt
sind. Der Wartungsaufwand des Kardan ist je nach Modell gering bis sehr gering,
bei den meißten Motorrädern reicht schon ein ganz normaer Ölwechsel,
der meinen Recherchen nach beim Kardan in etwa nur alle 20000 bis 25000 km notwendig
ist.
Es gibt jedoch neben dem größeren konstruktiven Aufwand und dem damit verbundenen
höheren Preis noch einige Nachteile: besonders der Effekt, dass das Antriebsrad
versucht, die Königswelle hochzuklettern (Lastwechselreaktionen, siehe auch
"Technik"), kann das Fahrverhalten beeinflussen, da sich dadurch eine
Verhärtung der Federung ergibt. An einigen Maschinen macht sich dieses Verhalten
am deutlichsten dadurch bemerkbar, daß sich das Heck bei schneller Anfahrt
oder Beschleunigung nicht nach unten sondern nach oben bewegt. Auch ist der
Kardanantrieb durch die schwere Welle, deren Gehäuse und dem Kegelradgetriebe
bei weitem Schwerer als die Kombination Kette/Ritzel, das wird wohl der im wahrsten
Sinne des Wortes gewichtigste Grund sein, warum er in so vielen Maschinen nicht
zum Einsatz kommt, an vorderster Stelle hier natürlich alle Arten von Sport-
und Rennmaschinen.
Ein weiterer konstruktionsbedingter Nachteil auch bei den Gewichtswerten ist
der, daß ein Motorrad mit quer eingebautem Motor leistungsschwächende
und schwere 90°-Umlenkungen braucht, um die Kraft vom Getriebeausgang an
den Sekundärantrieb weiterzureichen.
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